Lisztaffe

Körperliche Merkmale

Lisztaffen, auch Baumwoll-Tamarin genannt, gehören zu den relativ kleinen Primatenarten im Nordwesten Südamerikas und dem südlichen Mittelamerika. Die Kopf-Rumpflänge beträgt zwischen 20 und 30 Zentimetern und ihr Schwanz erreicht zwischen 30 und mehr als 40 Zentimeter Länge. Die kleinen Vertreter aus der Familie der Krallenaffen werden 350 bis 500 Gramm schwer. Besonders auffällig an ihnen ist ihre lange weiße Haarmähne auf dem Kopf und den Schultern, die an die Frisur des Komponisten Franz Liszt erinnert und der Grund ihrer Namensgebung im Deutschen ist. Während ihr Rücken dunkelbraun gefärbt ist, tragen Arme, Bauch und Schenkel eine weiße Fellfarbe. Der Schwanz ist in Körpernähe rotbraun und geht dann zunehmend in eine schwarze Färbung über. Gesicht, Ohren und die Innenflächen der Pfoten sind dunkelgrau bis schwarz. An den Zehen tragen sie kräftige Krallen, die sie zu hervorragenden Kletterern machen.

Verbreitung und Lebensraum

Lisztaffen leben vor allem in den Sekundärregenwäldern vom Nordwesten Kolumbiens bis nach Panama hinein. Sie bevorzugen offene Wälder oder Waldränder, dichten Regenwald meiden sie.

Territorial-/Sozialverhalten

Die tagaktiven Tiere leben in Gemeinschaften von 3 bis mehr als 10 Tieren zusammen. Die Reviergröße der Gruppen kann 10 Hektar oder mehr umfassen. Obwohl sie ausgesprochene Baumbewohner sind, findet man sie kaum in Höhen über 25 Meter. Geprägt sind die Gruppen durch getrennt geschlechtliche Rangordnungen. Auseinandersetzungen um die Rangordnung verlaufen relativ friedlich. Ein Herausforderer starrt einen gleichgeschlechtlichen Rivalen zunächst aus großer Entfernung an, begleitet von langgezogenen und melodischen Lauten. So entsteht ein minutenlanges Rufduett, während dem sich die Kontrahenten langsam annähern. Körperkontakt erfolgt lediglich durch das Berühren der offenen Münder. Die Entscheidung fällt schließlich dadurch, das einer der Rivalen diese spannungsgeladenen Situation nicht mehr aushält und die Flucht ergreift.

Ernährung

Lisztaffen ernähren sich hauptsächlich von Spinnen und Insekten, Baumsäften und auch Früchten. Blüten, Blätter und Nektar ergänzen ihren „Speisezettel“ ebenso wie kleine Eidechsen, Baumfrösche, Nestlinge oder Eier.

Fortpflanzung

Die Affenart wird mit 16 bis 20 Monaten geschlechtsreif. Allerdings pflanzt sich innerhalb einer Gruppe immer nur ein Paar fort. Die Paarung erfolgt ganzjährig. An der Jungtieraufzucht beteiligen sich wiederum alle Gruppenmitglieder. Die Tragzeit der Weibchen beträgt 140 bis 145 Tage. Meist werden ein oder zwei Junge geboren, hin und wieder sind es auch drei Tiere. Nach spätestens drei Monaten kann der Nachwuchs bereits für sich selbst sorgen. Die Lebenserwartung liegt bei 10 bis 15 Jahren.

Vom Aussterben allmählich gefährdet

Lisztaffen gelten als stark gefährdet und ihre Bestandszahlen sind seit vielen Jahren rückläufig. Neben ihren natürlichen Feinden wie Katzen, große Greifvögel und Schlangen sind dafür auch die Zerstörung ihrer Lebensräume durch Abholzung sowie der Fang dieser Tiere für medizinische Labore oder zum Verkauf als Haustiere verantwortlich.