Borneo-Orang-Utan

Körperliche Merkmale

Der Borneo-Orang-Utan zählt zu den Menschenaffen. Gemeinsam mit dem Sumatra-Orang-Utan und dem Tapanuli-Orang-Utan bildet er die Gattung der Orang-Utans.
Mit ihren Verwandten teilen sie den an eine baumbewohnende Lebensweise angepassten Körper. Ihre Arme sind dadurch sehr lang, während die Hände hakenförmig ausgebildet sind. Ihr Daumen ist kurz und befindet sich nahe der Handwurzel. Die Beine sind kurz und beweglich, ihre Füße gleichen den Händen.
Das größte Unterscheidungsmerkmal zu ihren nächsten Verwandten ist der etwas stämmigere Körperbau, wodurch die Borneo-Orang-Utans oft auch schwerer sind. Außerdem verfügen sie über ein längeres Fell, das in der Regel dunkler und mehr bräunlich als orange gefärbt ist.
Ältere Männchen verfügen im Gesicht über groß ausgeprägte Backenwülste, die nach außen wachsen und nahezu unbehaart sind. Dafür ist ihr Bart meist kürzer. Männchen haben einen stärker ausgeprägten Kehlsack und werden insgesamt größer und schwerer als die Weibchen.

Verbreitung und Lebensraum

Seinem Namen entsprechend ist der auf Borneo endemisch, was bedeutet, dass er nur dort vorkommt.
Als tagaktive Waldbewohner errichten sie sich zur Nachtruhe stets aufs Neue ein Blätternest, das sie dadurch nur einmal verwenden.
Ihre genaue Lebensweise definiert sich in der Regel durch ihr Alter. Während ältere Weibchen und Männchen versuchen, ein festes Territorium zu etablieren, verbringen die jüngeren Tiere ihr Leben meist als Bodenwanderer. Wie viele Tiere dabei in einer Gruppe oder auch als Nachbarn leben, hängt stark vom vorhandenen Nahrungsangebot ab. Nur selten wird die Dichte von einem Tier pro Quadratkilometer überstiegen.
Experten vermuten, dass die häufigen Streifzüge am Boden auf das Fehlen des Tigers in Borneo zurückzuführen sind. Denn ihre Verwandten in Sumatra verbringen die überwiegende Zeit auf Bäumen, wo sie sicher vor Fressfeinden sind.

Ernährung

Im Vergleich zu ihren Verwandten gebrauchen Borneo-Orang-Utans deutlich seltener Werkzeug, wodurch sie sich an Nahrung bedienen, die ihnen offen bereitliegt.
Als Pflanzenfresser ernähren sie sich überwiegend von Früchten, Blättern, Baumrinde und jungen Trieben von Bäumen sowie Pflanzen.

Fortpflanzung

Mit einem Alter von etwa 14 Jahren werden die Männchen geschlechtsreif. Weibchen brauchen meist ein Jahr länger, um den ersten Nachwuchs zu zeugen. Bei der Partnerwahl entscheiden vor allem die Orang-Utan-Damen, mit wem sie sich zusammentun.
Männchen, die schon größere Wangenwülste ausgeprägt haben, werben mit lauten Rufen und warten dann in der Regel darauf, dass ein Weibchen zu ihnen kommt. Jene Tiere, die noch nicht über Wangenwülste verfügen, gelten Beobachtungen zufolge häufiger als übergriffig. Da sie noch jünger sind, sind sie auch wendiger und schaffen es, ein unwilliges Weibchen zu verfolgen und es einzufangen.
Die Tragzeit beträgt ungefähr acht Monate, anschließend wird ein Jungtier gebärt. Zwillinge kommen nur selten vor. Bis zu vier Jahre lang werden die Nachkommen gezeugt. Sechs Jahre später wird frühestens der nächste Nachwuchs gezeugt, zu diesem Zeitpunkt sind die älteren Geschwister bereits unabhängig und verlassen die Mutter, um von da an alleine umherzuziehen. Während Männchen weiter wegziehen, konnten Weibchen dabei beobachtet werden, dass sie oftmals in der Nachbarschaft der Mutter verbleiben.