Beim Brillenbär handelt es sich um eine mittelgroßen Vertreter der Bären. Während die Weibchen oft erheblich kleiner sind als die Männchen, erreichen letztere eine Kopf-Rumpf-Länge von 130 bis 190 Zentimeter. Dem steht eine Schulterhöhe von 70 bis 90 Zentimeter sowie ein insgesamtes Körpergewicht von 130 bis 175 Kilogramm gegenüber. In Ausnahmefällen erreichen diese Tiere aber auch 200 Kilogramm. Die Weibchen erreichen ungefähr zwei Drittel von Körperlänge und -gewicht der Männchen.
Bei beiden Geschlechtern ist der Schwanz mit weniger als 10 Zentimetern sehr kurz. Eine Eigenschaft, die beide Geschlechter optisch gemein haben. Bezüglich ihrem Fell ist der Brillenbär überwiegend schwarz oder dunkelbraun gefärbt, es treten allerdings auch rotbraune Fellausprägungen auf. Seine Haare sind lang und rau, wodurch er gut vor Schmutz geschützt ist.
Ihr Körperbau entspricht typisch dem ihrer nächsten Verwandten. Mit einem stämmigen und kräftigen Rumpf können sie große Kraft aufbringen. Wie bei anderen Bären handelt es sich beim Brillenbär um einen Sohlengänger. Auch zwischen Zehen und Fußballen ist er stark behaart, während zwischen den Fingern und Handballen kein Fell vorkommt. Zudem sind seine vorderen Pfoten etwas anders geformt als die hinteren, was das Erklettern und Leben auf Bäumen ermöglicht.
Der größte biologische Unterschied zu anderen Bären befindet sich im Inneren seines Körpers. So besitzt der Brillenbär 14 Rippenpaare, anstelle der üblichen 13 Paare, die andere rezente Bären innehaben. Sein Oberarmknochen weist ein zusätzliches Fenster an den Gelenkknorpeln auf, was auch beim Großen Panda vorhanden ist. Forscher vermuten, dass dies mit der Verlängerung des Oberarms zusammenhängt.
Brillenbären kommen insbesondere im nördlichen Südamerika vor, wobei sie sowohl im vegetationsarmen Flachland als auch in dichten Waldgebieten vorkommen. Auch in küstennahen Wüstengebieten, die im Westen Perus liegen, konnten schon mehrfach Brillenbären entdeckt werden.
In jedem Fall ist das vorhandene Nahrungsangebot der wichtigste Schlüsselfaktor für die Wahl ihres Lebensraumes.
Brillenbären fressen spezielle Früchte, wodurch anhand der Wachszyklen in den einzelnen Gebieten die Anwesenheit der Brillenbären beeinflusst wird. Die Tiere werden dadurch oft zu Wanderungen gezwungen, wo sie verschiedene Nahrungsquellen erschließen. Trotz allem handelt es sich hierbei um Allesfresser, die neben Pflanzen und Früchten auch auf Nagetiere, Insekten, Schnecken und Vögel zurückgreifen, wenn die Not eintritt. Auch größere Säugetiere wie etwa Hirsche oder unbewachte Hausrinder wurden Beobachtungen zufolge schon von Brillenbären verspeist. Dabei konnte man allerdings feststellen, dass sie ihre Beute nur teilweise töten und diese teilweise als Aas vorfinden, wovon sie sich dann ernähren. Es kann durchaus vorkommen, dass sich die Tiere an einem größeren Kadaver über mehrere Tage lang aufhalten.
Die weiblichen Brillenbären sind polyedrisch, was bedeutet, dass sie mehrfach im Jahr paarungs- und befruchtungsfähig sind. Am häufigsten findet die Fortpflanzung von März bis Oktober statt, dann finden sich die sonst einzelgängerischen Tiere zu kurzzeitigen Pärchen zusammen. Hier leben sie dann durchschnittlich eine Woche zusammen, in der es immer wieder zu Begattungen kommt.
Nachdem die Paarungszeit vollendet ist, kommt es aufgrund einer Keimruhe zu einer verzögerten Einnistung im Uterus des Weibchens. Dementsprechend haben Brillenbären auch eine verlängerte Tragzeit, die zwischen 160 und 260 Tage lang andauern kann.
Die Jungtiere kommen bereits vollständig mit Fell bedeckt zur Welt, das bereits die Farbe der erwachsenen Tiere angenommen hat. Ihre Augen öffnen sie erst nach bis zu 40 Tagen, die ersten Zähne brechen nach rund 35 Tagen durch. Zu dieser Zeit beginnen sie dann auch damit, erstmals feste Nahrung zu sich zu nehmen und üben sich darin, selbst zu laufen.
Rund zwei bis drei Monate dauert es, bis die Tiere sich aus dem Versteck mit dem Muttertier herauswagen. Zwei weitere Jahre verbleiben sie anschließend bei diesem, ehe sie es verlassen und selbst als Einzelgänger umherziehen.