Honigbiene

Körperliche Merkmale

Die Honigbiene bildet verschiedene Rassen aus, die in ganz Eurasien vorkommen. Auch in Afrika waren Honigbienen ursprünglich beheimatet, nach Nord und Südamerika und Australien gelangten sie jedoch erst durch die Einfuhr.
Die Deutsche Biene (auch Imme genannt) ist dunkelbraun mit gelb-braunen Streifen an den Leibesringen und stark behaart. Im Unterschied zu Hummeln und Wespen, bei denen sich die Entwicklung von Einzelwesen zum Volk jährlich neu vollzieht, überwintern die Honigbienen als ganzes Volk. Sie sind also echte soziale Insekten mit einem ausdauernden Staat, außerhalb dessen sie als Einzelwesen wieder lebens-, noch entwicklungsfähig sind.
Im Bienenstaat oder Bienenstock leben ein Weibchen (die Königin), 20.000 bis 70.000 Arbeitsbienen und im Sommer etwa 300 Männchen, die auch als Drohnen bezeichnet werden. Zwischen den einzelnen, durch verschiedene Geschlechtsausprägungen ausgebildeten Kasten und auch innerhalb dieser herrscht eine strenge Arbeitsteilung.

Die Körperausbildung der Kaste ist dem jeweiligen Aufgabengebiet angepasst.

  • Die Königin ist 15 bis 50 mm lang und kann täglich bis zu 3.000 Eier legen.
  • Drohnen sind 15 bis 17 mm lang, besitzen weit über das Hinterleib sende hinausragende Flügel, die sie zu weiten Flügen befähigen. Ihre großen Netz- oder Facettenaugen stoßen vorne zusammen. Sie haben nur die Aufgabe, die Königin zu befruchten und können weder Pollen noch Nektar sammeln. Sie besitzen wie auch die Königin nur einen kurzen Rüssel und ihnen fehlen die Körbchen. Diese sind eine bei den Arbeiterinnen an der Außenseite vom Schenkel des letzten Beinpaars vorhandene Vertiefung zur Aufnahme der Pollen.
  • Arbeiterinnen sind nur 12 bis 14 mm lang. Weitere besondere Einrichtungen an ihren Beinen sind neben den zuvor beschriebenen Körbchen außerdem Scharten zum Säubern der Fühler sowie Bürsten zum Sammeln des Blütenstaubes. Vorder- und Hinterflügel werden durch kleine Häkchen verbunden, wodurch die Flugleistung erhöht wird und Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreicht werden können. In der Regel fliegen sie aber nur 20 bis 30 km/h.

Der komplizierte Stachelapparat der Arbeiterinnen endet in zwei mit Gift versehenen Widerhaken. Die Königin hat als einzige einen Stachel ohne Widerhaken, den sie hauptsächlich zum Töten von Rivalinnen gebraucht. Beim Stich durch die Haut von Landwirbeltieren bleibt Stachel der ArbeiterInnen mitsamt Giftapparat, Nervenknoten und Muskeln hängen. Diese Verletzung tötet die Biene. Außerdem wird beim Stich ein Alarmstoff ausgeschieden, der andere Bienen ebenfalls dazu reizt, zuzustechen.

Lebensweise

Arbeiterinnen wechseln in verschiedenen Lebensabschnitten ihre Tätigkeit:

  • Bis zum dritten Lebenstag putzen sie Waben oder sind untätig.
  • Vom dritten bis zum fünften Lebenstag werden ältere Larven mit Pollen und Honig gefüttert.
  • Ab dem sechsten bis zehnten Tag gibt es für die jungen Larven stattdessen Bienenmilch. Dies ist ein im Schlund und Kieferdrüsen gebildeter Futtersaft. Je nach Zusammensetzung von diesem Futtersaft werden aus den damit gefütterten weiblichen Larven entweder Arbeitsbienen oder Königinnen. Das Futter der Königin besteht zu 50 % aus Eiweiß und enthält zehnmal mehr Pantothensäure als das für die Arbeitsbienen. Durch diese Nahrung entwickeln sich die Eierstöcke zu einer erstaunlichen Größe.
  • Von Tag 10 bis 18 scheiden die Arbeitsbienen Wachs aus und beschäftigen sich mit dem Wabenbau. In dieser Zeit wird auch der eingetragene Nektar zu Honig verarbeitet. Die Pollen werden mit dem Kopf festgestampft und wie auch der Honig in verdeckelte Zellen gespeichert. Auch Reinigungsarbeiten im Stock werden durchgeführt.
  • Zwischen den Tagen 18 bis 20 versieht die Biene Wächterdienste am Flugloch.
  • Ab dem 20. Tag sammeln die Arbeiterbienen Pollen, Nektar, Harz und Wasser ein. Sie fliegen einige Kilometer weiter auf die Suche, der Rückflug erfolgt immer in der Luftlinie.

Die aufeinanderfolgenden Tätigkeiten von den Arbeitern laufen automatisch ab. Der Ablauf ist jedoch nicht vom absoluten Alter der Tiere abhängig, sondern setzt das stufenweise Ableisten der Aktionen voraus. Im Herbst entwickelte Bienen beginnen im nächsten Frühjahr mit dem Füttern. Ebenso beginnen fünf oder zehn Tage alte Arbeitsbienen mit ihren ersten Arbeiten von neuem, wenn sie künstlich von ihrer Tätigkeit abgehalten und stattdessen mit Honig gefüttert werden.

Sammlung von Pollen und Nektar

Farbmarken, Duftstoffe, Geländemarken und der Sonnenstand helfen den Flugbienen bei der Orientierung. Sie können auch ultraviolette Strahlen wahrnehmen. Diese Fähigkeiten sind die wichtigsten Grundlagen der sogenannten Bienensprache, durch die sich die Arbeiterinnen über den Erfolg bei der Futtersuche verständigen.
Der Schwänzeltanz kündigt einen Erfolg im Nektarsammeln an. Hierbei laufen die Bienen im engen Halbkreis, dann gerade zurück zum Ausgangspunkt unter Schwänzeln des Hinterleibs. Der Rundtanz (Rundlauf im Engel Kreis dem Uhrzeigersinn entgegengesetzt wird von den anderen Bienen nachgeahmt) berichtet von einer erfolgreichen Pollensuche. Diese Tänze teilen den Artgenossen Richtung, Entfernung und Ergiebigkeit der Futterquelle sowie auch die Art des Futters durch den Blütenduft im Haar mit.
Für die Pollensammlung wird Honig mitgeführt, damit der Blütenstaub befeuchtet und zwischen Haaren befestigt wird. Während dem Weiterflug wird er in die Körbchen geschoben und bildet dann dort die Höschen.
Bei zehn Stunden Flugzeit fliegt eine Biene täglich etwa 7.000 Blüten an, im Minutenschnitt etwa zwölf. Auf diese Weise werden von einem Bienenstock mit etwa 8.000 Bienen beinahe 100.000 Blüten in der Minute angeflogen.
Der Honigmagen einer Biene enthält etwa 25 mg, der mitgeführte Blütenstaub wiegt weitere 12 mg. Nektar wird aus der Blüte gesagt und anschließend im Honigmagen gespalten. Der nicht aufgezehrte und zu Honig umgewandelten Nektar wird als Wintervorrat gespeichert.

Fortpflanzung

Am sechsten oder siebten Lebenstag wird die Königin von bis zu zehn Drohnen beim Hochzeitsflug in der Luft befruchtet. In ihrer Samentasche bewahrt sie dann etwa 200 Mio. Samenfäden auf, die für fünf bis sechs Jahre und damit ihr gesamtes Leben ausreichen.
Die Drohnen sterben nach der Begattung. Alle übrigen werden im Spätsommer ausgehungert, aus dem Stock vertrieben und gehen zugrunde, was auch als Drohnenschlacht bezeichnet wird.
Indessen legt die Königin in jede Arbeiterinnenzelle je ein befruchtetes Ei. Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern der Königin durch Jungfernzeugung.
Kurz vor dem Schlüpfen der ersten Jungköniginnen suchen sich die Bienen einen neuen geeigneten Wohnplatz und die alte Königin zieht mit einem Teil des Volkes aus. Die zuerst geschlüpfte Jungkönigin tötet ihre Rivalen oder zieht, wenn das doch noch groß genug ist, mit einem Teil des Schwarmes aus.
Beim Verlust der Königin können die Arbeiterinnen eine neue Königin heranziehen.
Alle Eier entwickeln sich in drei Tagen zur Larve. Diese spinnt sich nach sechs weiteren Tagen zur Puppe ein, dann werden die Blutzellen durch die Baubienen mit Wachs verdeckt. Königinnen schlüpfen nach 17 Tagen, Arbeiterinnen nach 21 Tagen und Drohnen nach 24 Tagen im Anschluss an die Eiablage.

Besonderes

Der Honig der Bienen wurde in allen Völkern, soweit dies geschichtlich verfolgt werden kann, sehr geschätzt. Auf ihrem Zug durch die Wüste verhieß man den Kindern Israels ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Eines der ältesten berauschenden Getränke des Menschen (der Met) entstand aus mit Wasser vergorenem Honig. Aber auch als Opfergabe und Arznei fand der Honig ausgiebige Verwendung. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich bereits Griechen und Römer für die Lebensweise der Bienen interessierten und eine intensive Zucht betrieben.
Neben dem Honig wurde auch das Wachs sehr geschätzt. Diese begehrten Stoffe liefert jedoch nur die Honigbiene, die sich in ihren Lebensgewohnheiten von allen anderen Bienen unterscheidet.