Nacktmull

Körperliche Merkmale

Der Nacktmull ist die einzige Art der Familie der Heterocephalidae innerhalb der Gattung der Nagetiere. Er wurde über eine lange Zeit in der Klasse der Sandgräber eingeordnet, mit denen er noch eine gemeinschaftliche Überfamilie bildet.
Nacktmulle besitzen einen fünf bis fünfzehn Zentimeter großen Körper. Die Tiere wiegen etwa 30 bis 50 Gramm. Den Namen verdanken sie jener Tatsache, dass die geringe, sehr feine Behaarung außer einigen Sinneshaaren kaum wahrzunehmen ist und sie deshalb nackt erscheinen. Es wird als Anpassung an die Lebensweise in den unterirdischen Kolonien gewertet. Aufgrund der geringen Behaarung ist es möglich, dass sich Parasiten auf dem Körper schlecht ansiedeln bzw. verbreiten. Die Haut liegt faltig und lose an den Körpern an und ist braun-rosa gefärbt, wobei der Rücken etwas dunkler als der Bauch ist. Die faltige Haut und schützt die inneren Organe, wenn sich die Nacktmulle durch extrem enge Gänge drücken. Außerdem ermöglicht eine schnelle Vorwärtsbewegung in den Gangsystemen, weshalb die Tiere rückwärts genauso schnell laufen können wie vorwärts. Weitere Merkmale sind die extrem ausgeprägten Schneidezähne, welche sehr gut erkennbar sind. Mit diesen kann der Nacktmull die Nahrung zerkleinern.
Verbreitung und Lebensraum
Nacktmulle leben als Endemit in den heißen und trockenen Halbwüsten Ostafrikas. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den großen Teil von Somalia, einem zentralen Teil von Äthiopien und einem großen Gebiet des nördlichen und östlichen Kenias. Die südlichste Grenze der Verbreitung verläuft an der Grenze des Tsavo-West-Nationalpark und nahe der Stadt Voi.
Der Lebensraum des Nacktmulls zeichnet sich durch das trockene Halbwüstenklima mit 200 bis 400 Millimetern an Niederschlag im Jahr aus. Ihr Lebensboden ist normalerweise eine harte lateritische Roterde.

Ernährung

Die Nahrung des Nacktmulls besteht aus faserigen Pflanzenknollen, welche meist einen geringen Nährwert haben. Damit die Nahrung optimal genutzt werden kann, haben die Tiere im Blinddarm, dem Caecum, symbiotisch vorkommende Bakterien, die die Nahrung aufspalten und die Nährstoffe somit verfügbar machen. Ähnlich wie bei den Kaninchen nehmen die Nacktmulle einmal verdaute und ausgeschiedene Nahrung noch ein zweites Mal auf, um diese effizienter auszunutzen.
Auch Mineralien nehmen die Nacktmulle ebenfalls über die Nahrung und durch Knochen auf, welche sie bei der grabenden Tätigkeit vorfinden. Die Mineralien können durch Vitamin-D3-unabhängige Prozesse verwendet werden, weil sich das Vitamin ohne Sonnenlicht nicht ausbildet.

Fortpflanzung

Nacktmulle erreichen ihre Geschlechtsreife mit etwa acht Monaten. Innerhalb der Kolonie ist lediglich das Weibchen paarungsberechtigt. Aus einem Heer an Männchen sucht sie sich einige aus und lässt dann die Paarung zu. Das Weibchen legt sich einen Harem zu. Die Aktivitäten zur Paarung gehen nur von einer Königin aus. Die weiteren Männchen und Weibchen sind zu gleichen Teilen an der Aufzucht ihrer Jungtiere beteiligt. Die Tiere versorgen ihren Nachwuchs mit Nahrung. Nach der Tragezeit von etwa 70 Tagen bringt die Königin sieben bis zwölf Jungtiere zur Welt.